„Antirassist“ on Tour

Der Anlass

Der Berliner „Menschenrechtsaktivist“ und „Antirassist“ Fuad Musa Afane, zunächst im Mahnwachengeschäft, dann im Palästina-Business, nun im Anti-Epidemieleugner-Modus, wurde von der Taz prominent interviewt [1]. Die durchaus problematischen Positionen, die Afane in der Vergangenheit vertrat [2], wurden nicht angesprochen. Stattdessen gilt Afane nun als Journalist und Aufklärer. Was dabei gar nicht auffällt: Dass er längst so eine Art Anti-Maskottchen rechter YouTuber ist, die sich freuen, ihn zu erblicken, weil sie Randale erwarten können. [3]

Und während er im Interview erklärt, kein Journalist zu sein – das ist korrekt, er ist Aktivist, ist er bei Demonstrationen in Berlin mit einem käuflichen Fake-Presseausweis unterwegs, wie man aus Berlin hört, und nutzt damit Presseprivilegien aus wie das Überschreiten von Absperrungen. Dass er damit den unter Druck geratenen Journalisten ebenso schadet wie die angeblichen rechten Youtube-„Ich bin Presse“-Aktivisten, wen kümmerts.

Dass die eigene und bekannte Aversion gegen Journalisten sich dann doch mal Bahn bricht, ist auch kein Thema für die Taz. Gegen Ende des Jahres 2017 ist Afane massiv gegen Journalisten vorgegangen, die er allesamt zu „Rassisten“ erklärte. Heute erklärt er im Interview, er sehe sich politisch Mitte-links, er sei Antifaschist und dergleichen mehr, dabei wusste er bereits 2018, dass Karl Marx für den Nationalsozialismus verantwortlich sei Und Karl Marx sei ja Jude, den Rest kann man sich denken.

Fuad Afane, der immer wieder auf Montagsmahnwachen sprach, darunter die extrem rechten Endgame-Veranstaltungen in Halle, musste sich 2017 nach Ausstrahlung der Dokumentation „Auserwählt und ausgegrenzt“, die von WDR und Arte zunächst verhindert, dann mit Warnungen und einem begleitenden unwissenschaftlichen Faktencheck versehen doch gesendet wurde, vor seinen Anhängern rechtfertigen, weil er auf einer extrem rechten Veranstaltung von BärGida gesprochen hatte. In der Folge distanzierte er sich von seiner Mahnwachen-Vergangenheit, und es bleibt der Eindruck, dass er es ernst meinte. Dass die Distanzierung aber nichts mit seinen letztlich verschwörungsideologischen Vorstellungen zu tun hatte, zeigen die folgenden Videoausschnitte. Sie zeigen seine Überzeugungen und Haltungen, von denen er sich nicht distanziert hat. Stattdessen kopiert er das Vorgehen rechter YouTuber, als sei daran irgendetwas Gutes. Aber das ist ein Irrtum, dem die Taz im Interview nicht einmal nachgehen will.

Die Videos sind selbstverständlich nicht willkürlich gewählt, aber sie sind nur ein kleiner Auszug seines Facebook- und Demowirkens. Für eine vollständigere Darstellung ist hier kein Platz, aber einiges lässt sich bei Friedensdemowatch nachlesen, leider nur noch bei Facebook.

Die Demonstration vor der amerikanischen Botschaft

Es war der 09.12.2017, als Fuad Afane am Rande einer Demonstration in Berlin schäumte und wütete. Das Video wurde auf der Facebook-Site „Erdogans Fakten“ veröffentlicht (er hatte bereits zuvor für einen türkischen Sender posiert [4]) , die damals im Sinne Erdogans Propaganda verbreiteten, wozu die Einführung in den Antizionismus gehörte: In einem 5-Minuten-Video wurde den Zuschauern erklärt, Antisemitismus wäre, wenn man von Juden spricht. Sagt man stattdessen Zionisten, wäre es ehrbarer Antizionismus. Aber nun zum Thema:

Am Brandenburger Tor tobt der antisemitsche Mob. Der Schlachtruf “Khaybar Khaybar, ya yahud, Jaish Muhammad, sa yahud” wird von der Menge skandiert: Es ist der Ruf nach dem Tod der Juden. Auch „Tod Israels“ erklingt auf arabisch. Schließlich werden Stofftücher mit dem Davidstern verbrannt, dem jüdischen Symbol der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, das Israel ebenso symbolisiert wie den Gang in die Shoah. Der Berliner „Menschenrechtsaktivist“ kommentiert live, das Video wird auf facebook von der Seite „Erdogans Fakten“ verbreitet. Das Publikum erlebt den ganzen Wahn einer propalästinensischen Propaganda, die nichts mit der Realität, aber dafür viel mit Hass auf Juden, das Judentum und seine Geschichte zu tun hat. Einmal fällt die Maske: Der vom Akteur zum Zionisten erklärte Fotograf wird zum „Nichtsemiten“ erklärt, anhand seiner blauen Augen. Der „Semit“ hingegen verfügt über dunkle Haut und Augen. Später wird das Judentum als völkisch bezeichnet, während zugleich der Vorwurf erklingt, die jüdische Bevölkerung Israels setze sich aus Europäern verschiedenster Herkunftsländer zusammen.

Hinweis: Das Video wurde von YouTube gesperrt, weil es gegen die Community-Richtlinien verstoße. Es ist eine bekannte Taktik illiberaler Kreise, die Verbreitung der Botschaften zu steuern. Das Video war für die Erdogan-Seite gedacht, nicht für die Allgemeinheit.

Fuad Afane am 09.12.2017 vor der US-Botschaft in Berlin

Über die jüdische Einwanderung nach Palästina

Am 31.03.2018 nutzte Afane die Gelegenheit, den historischen Verlauf der jüdischen Einwanderung in das Mandatsgebiet Palästina während eines Facebook-Livestreams zu erklären. Werte Historiker, schreibt Eure Bücher um.

Der Angriff auf Prof. Melamed

Der Einfachheit halber übernehme ich die Schilderung aus der Wikipedia [5]:

Melamed wurde am 11. Juli 2018 im Bonner Hofgarten mit antisemitischem Hintergrund angegriffen, weil er als gläubiger Jude eine Kippa trug. Laut Aussage des Professors schubste ihn der 20-jährige Angreifer, beleidigte ihn und schlug ihm mehrmals die Kippa vom Kopf. Unter anderem habe der Angreifer „I fuck Jews“ und „Keine Juden in Deutschland“ gerufen. Die herbeigerufenen Polizeibeamten hielten Melamed, der den weglaufenden Angreifer verfolgte, für den Täter, fixierten ihn, schlugen ihm anschließend mehrmals in das Gesicht und nahmen ihn fest. Über die Anzahl der Schläge gibt es unterschiedliche Angaben, einige Medien berichten von „wenigen Dutzend“, Melamed selbst spricht von ungefähr 50 bis 70 Schlägen ins Gesicht. Laut Aussagen der Beamten und der Pressemeldung der Bonner Polizei soll sich Melamed gegen die Polizeimaßnahmen gewehrt haben, was er bestritten hat. Ein Zeuge berichtete von einem „äußerst brutalen“ Verhalten des Polizisten, der daraufhin versetzt wurde. […]“

„Der geständige Angreifer wurde im Oktober 2019 wegen Volksverhetzung zu einer Gesamtstrafe von viereinhalb Jahren verurteilt. In diese wurde auch eine frühere Verurteilung wegen Raubes in Höhe von drei Jahren und neun Monaten und wegen Beleidigung in einem anderen Fall miteinbezogen. Melameds Anwalt erklärte zum Abschluss der Verhandlung: „Jüdische Existenz – und das ist irre – wird wieder prekär in Deutschland.“

Am 14.07.2018 richtete sich Afane an sein Facebookpublikum, um dort jegliche Verbindung eines Deutschpalästinensers mit antisemitischer Gewalt zu leugnen.

Fuad Afane am 14.07.2018 in einem Facebook-Livestream.

Thesen

Am 16.08.2018 dann erklärte Afane seinem Publikum in einem Livestream auf Facebook die Welt. Wussten Sie, dass Karl Marx für den Nationalsozialismus verantwortlich ist? Nein? Sie werden noch viele andere Fakten aus einer Welt der Gegenrealität erfahren.

Fuad Afane am 16.08.2018 in einem Facebook-Livestream.

[1] https://taz.de/!5751331/

[2] Essgewohnheiten, Ausländer raus und mehr:

https://www.facebook.com/watch/?v=869937303060527

[3] Afane, Aktivist Mann, Nerling am 13.06.2020 in Berlin


[4] Afane und Cem Özdemir: eine verschwörungsideologische Beschimpfung am 18.12.2016

[5] https://de.wikipedia.org/wiki/Yitzhak_Melamed